Das Sankt Elisabeth KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum bietet die Maßnahme "Jobbegleiter für Menschen mit Fluchthintergrund", die durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration gefördert wird, seit 2016 an. Auch in Kempten und im Landkreis Oberallgäu sind die Jobbegleiter aktiv. Diese Maßnahme richtet sich an erwachsene Asylbewerber ab 25 Jahren mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit beziehungsweise Asylberechtigte, die einen sicheren und betreuten Einstieg in das Berufsleben anstreben, sowie an Betriebe, die diese Zielgruppe beschäftigen oder es zukünftig in Erwägung ziehen. Ziel ist es, die jungen Erwachsenen bei der Suche und der Aufnahme einer Tätigkeit oder Ausbildung in einem Betrieb zu unterstützen. Neben einer Beratung umfasst das Angebot auch die Vermittlung von Hilfen für den Erwerb von sprachlichen, sozialen, schulischen und lebenspraktischen Kompetenzen.
Der mittlerweile 35-jährige Omid, ein studierter Maschinenbauer aus dem Iran, hat drei Jahre das Beratungsangebot der KJF Jobbegleiter in Anspruch genommen und beschreibt seine Erfahrungen in einem Brief:
Ich möchte gerne meine Erfahrungen mit dem Jobbegleiter-Programm mitteilen und beschreiben, wie sich die Unterstützung meiner Jobbegleiterin bis jetzt auf meinen Lebensweg ausgewirkt hat. Ich habe meine Jobbegleiterin durch einen Mitschüler im Deutschkurs kennengelernt und drei Jahre ihre Beratung in Anspruch genommen.
Damals wurde mir klar, dass das Einsteigen als studierter Maschinenbauer in einen passenden Beruf wirklich nicht einfach ist, trotzdem habe ich jeden Tag ein paar Bewerbungen losgeschickt, aber leider bekam ich entweder Absagen oder überhaupt keine Antwort! Ich war ganz frustriert, bis die erste Sprechstunde mit meiner Jobbegleiterin alles veränderte.
Wir haben zuerst einen Lebenslauf geschrieben. Sie hat mir verschiedene Möglichkeiten für eine vernünftige Arbeitsuche erklärt und mir geholfen, mich bei verschiedenen Unternehmen zu bewerben. Gemeinsam haben wir herausgefunden, dass mir für meinen Bereich die Fachsprache fehlt und auch das Vertrauen der Arbeitgeber zu meinen ausländischen Zeugnissen.
Sollte ich in Deutschland noch einmal studieren oder eine Ausbildung machen? Ich brauchte eine unabhängige Beratung, um zu erfahren, was mir am Ende von beiden Wegen passiert. Nach dem Gespräch mit meiner Jobbegleiterin habe ich verstanden, dass auch ein Masterstudium in meinem Alter meine Arbeitschancen wohl nicht verbessern würde.
Wir haben versucht, einen kürzeren Weg zu finden. Mit ihrer Hilfe habe ich ein paar Praktika bei verschiedenen Unternehmen gemacht. Dadurch konnte ich mich für eine bestimmte Fachrichtung entscheiden. Nach dem Absolvieren von Eignungstests habe ich dann mit einer Umschulung zum Produktdesigner bei der IHK-Akademie begonnen.
Das war noch nicht das Ende von meiner Geschichte. Zu dieser Umschulung gehört ein sechsmonatiges betriebliches Praktikum, das man selber finden muss. Wegen Corona war es nicht nur für mich, sondern auch für meine deutschen Mitschüler schwer, einen Praktikumsplatz zu finden.
Ich wusste schon, an wen ich mich wenden kann. Ja klar, meine Jobbegleiterin war immer noch für mich da, obwohl ich nicht mehr ein fester Teilnehmer im Programm war. Sie hat mir einen Termin gegeben und einen Praktikumsplatz gefunden.
Wenn ich auf meinen Lebenslauf jetzt einen Blick werfe, sehe ich, dass man ohne eine unabhängige berufsmäßige Begleitung viele Brüche und Umwege erleben kann. Wenn ich wegen Schwierigkeiten fix und fertig war, war sie wie ein Mentor und nicht nur eine Informationsquelle, denn sie hat mir geholfen falsche Entscheidungen zu vermeiden.
Zuletzt würde ich mich gern bei der Bundesregierung für dieses Programm bedanken. Ich hoffe, dass andere Flüchtlinge und Migranten auch diese Möglichkeit in Anspruch nehmen können und sich mit dieser Hilfe so schnell wie möglich integrieren können.
Mit freundlichen Grüßen
Omid aus dem Iran